125 Jahre: SV 98 Schwetzingen lässt Erinnerungen aufleben
16 Dez
125 Jahre: SV 98 Schwetzingen lässt Erinnerungen aufleben
In Erinnerungen an die große Zeit des doppelten Titelgewinns vor 60 Jahren
Nordbadischer Amateurmeister 1963/64 (stehend v.l.): Trainer Theo Wahl, Ruprecht Engel, Helmut Löschmann, Horst Lang, Konrad Schweinfurth, Willi Koch, Karlheinz Oberländer, Klaus Hartung, Hans Schmitt, Fritz Münch sowie Johann Klemm (knieend v. l.) , Werner Menrad, Manfred Orians, Richard Pfister und Hans Schreiner. © SV98
Foto: Wiedersehen nach 60 Jahren
In Erinnerungen an die große Zeit des doppelten Titelgewinns vor 60 Jahren feiert der SV 98 Schwetzingen sein 125-jähriges Jubiläum. Einige Anekdoten frührer Jahre kommen bei den Fußballern dabei zurück.
Ach war das schön, wie wurde da in den Erinnerungen geschwelgt: Der SV 98 Schwetzingen feiert in diesem Jahr sein 125-jähriges Bestehen – ein trefflicher Anlass, um an die wohl glorreichste Zeit im Fußball des Vereins vor genau 60 Jahren mit zwei Meisterschaften hintereinander zu denken und sich mal wieder zu treffen.
Schwetzingen in der dritthöchsten Spielklasse des deutschen Fußballs
Hans Schreiner, der damals jüngste Spieler der Meistermannschaft, organisierte zusammen mit dem Ehrenpräsidenten des SV 98, Fritz Münch, der ebenfalls der Meisterelf angehörte, eine Wiedersehensfeier der alten Recken im Gasthaus „Zum blauen Loch“. Bei einem geselligen Nachmittag machten viele Anekdoten die Runde, die Schmunzeln hervorriefen. „Weesch noch?“ waren die zwei häufigsten Worte in der illustren Truppe, die ihre Erinnerungen aufleben ließen. Rückblende: In der Spielrunde 1962/63 gelang der Schwetzinger Mannschaft unter Trainer Theo Wahl nach den gewonnenen Aufstiegsspielen der Sprung in die 1. Amateurliga. Ein Jahr später schaffte der SV 98 eine Überraschung, denn die fast identische Mannschaft gewann in der Spielrunde 1963/64 die Meisterschaft in der 1. Amateurliga, der damals dritthöchsten Spielklasse im deutschen Fußball. „Zur Wahrheit gehört aber dazu, dass diese Besonderheit nicht alleine der sportlichen Seite zuzuschreiben war, sondern auch durch eine außergewöhnliche kameradschaftliche Leistung zustande gekommen ist“, resümiert Fritz Münch und vergisst dabei nicht zu erwähnen, dass die Vereinsvertreter und Funktionäre der Fußballabteilung einen erheblichen Beitrag geleistet hatten, um die großen Erfolge möglich zu machen.
„Nach Siegen wurde kräftig gefeiert und gesungen und besonders der Sensationssieg am Fasnachtssonntag 1962 bei Viktoria Aschaffenburg gab reichlich Anlass dazu“, weiß Münch zu berichten und erinnert daran, dass Trainer Wahl die Order ausgab, ruhig auf den Faschingsball des Vereins zu gehen, aber eben „nicht zu viel Alkohol zu trinken“.
„Das wurde auch weitgehend eingehalten, dennoch kamen die meisten Spieler nicht vor vier Uhr früh ins Bett. Um sieben besuchten ein paar katholische Spieler noch die Frühmesse, ehe um neun der Bus zum Spiel gegen Viktoria Aschaffenburg, ging, das die Schwetzinger in der Verlängerung mit 5:3 gewannen.
Durch die Nachricht übers Radio hatten sich viele SV-98-Anhänger inzwischen am „Grünen Baum” versammelt und auf den Bus mit den siegreichen Spielern gewartet. Mit viel Beifall wurde die Mannschaft empfangen und im „Grünen Baum” wurde dann zünftig in den Rosenmontag hineingefeiert. „Morgens ins Geschäft und abends zum Rosenmontagsball in die Rheinhalle nach Ketsch. Um sechs nach Hause und um 7.10 Uhr mit dem Eilzug zur Arbeit nach Mannheim“, so schildert Münch den damals stressigen Ablauf. Am Fasnachtsdienstag wurden die Spieler aufgrund der vorangegangenen Strapazen von der Teilnahme am Schwetzinger Fasnachtszug freigestellt. „Am Aschermittwoch war wieder Training, die meisten Spieler waren in Katerstimmung.
Und so hatte der Alltag die Meisterschaftsspieler wieder eingeholt und es ging auf dem Aschenplatz bei spärlicher Beleuchtung zur Sache. „Torwart Willi Koch hatte wieder mal seine Trainingsklamotten vergessen und so griff er zum weißen Pullover mit Zopfmuster, der Helmut Löschmann gehörte. Der war nach dem Training dann schwarz, zerrissen und musste ersetzt werden“, erzählt Münch. „Der Platz im Schlossgartenstadion war sehr schlecht und wenn der SV-98-Platzwart ,Lui’ Obländer die geschnürten Bälle fürs Training herausgab, war ein Kopfballspiel nicht ratsam. Hans Schreiner und ich heckten einen Plan aus, lenkten den Platzwart ab und holten die guten Bälle hervor.“
Die Spitznamen von einigen Schwetzinger Fußball-Legenden sind unvergessen
Nach den Spielen, dem Training und den Spielersitzungen saßen die Spieler zusammen und je nach Stimmung wurde kräftig gesungen. Viele hatten ihre speziellen Lieder und die wurden in geselliger Runde geschmettert. Zur damaligen Zeit hatte fast jeder einen Uznamen. Manfred Orians – „die Nudel“ – war zusammen mit „Buona Sera” nicht zu stoppen, Werner Menrad bevorzugte den Hit „Es scheint der Mond so hell”. Ruprecht Engel, besser bekannt als „Persching”, schmetterte gerne „Es ging einst ein Mädchen die Donau entlang“ und Trainer Wahl sang „Wer hat die Welt so schön gemacht, wer hat das Fußballspiel erdacht” am liebsten.
Text: Lothar Fischer